Klostergarten

„Ora et labora“ – geistige und körperliche Arbeit verbinden sich im Klostergarten und tragen Früchte – buchstäblich.

Der Kräutergarten beim Hirsauer St. Aurelius-Kloster wurde vor vielen Jahren von einer Gruppe Vereinsmitglieder angelegt.

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Kräutergärten im Mittelalter

Einen Kräutergarten anzulegen, war für die Mönche von großer Wichtigkeit. Nicht nur, dass zur geistigen Arbeit der körperlichen Arbeit „ora et labora“. …

Bezüge zur Hirsauer Klostergeschichte

Der berühmte St.Gallener Klosterplan (um 826)  verweist im “ Herbularius“, dem Kräutergarten, bereits auf 16 Arzneikräuter …

Das Kräutergarten-Projekt der Freunde Kloster Hirsau

Der heutige Kräutergarten wurde im Jahr 1996 angelegt. Auf Anregung von Klaus-Peter Hartmann entstand nach mehrjährigen  …

Das Kräutergarten-Team

Ein Team aus ehrenamtlichen Helfern des Vereins der Freunde Kloster Hirsau e.V. unter der organisatorischen Leitung von Hans-Martin Dittus  …

Der Kräutergarten bei St. Aurelius

Kräutergärten im Mittelalter

Einen Kräutergarten anzulegen, war für die Mönche von großer Wichtigkeit. Nicht nur, dass zur geistigen Arbeit der körperlichen Arbeit „ora et labora“ große Bedeutung zugesprochen wurde, der Garten diente sowohl der wirtschaftlichen Versorgung als auch kontemplativer Betrachtung und Erbauung der Seele.

Klöster wurden schon früh zu einem Hort der Wissenschaften. Auch antike Autoren gehörten zur Ausbildung der Mönche. Mit dem Wissen um die Heilkräfte der Kräuter wurden Grundlagen der Heilkunst mit Pflanzen gelegt, die noch heute ihre Gültigkeit besitzen.

St. Gallener Klosterplan. Links oben der Küchengarten.

Bezüge zur Hirsauer Klostergeschichte

Der berühmte St. Gallener Klosterplan (um 826)  verweist im “Herbularius“, dem Kräutergarten, bereits auf 16 Arzneikräuter. Als Idealplan für benediktinische Klöster wurde er zum Leitbild einer klösterlichen Anlage, so auch für das Kloster auf der Reichenau. Hier entstand unter Walahfrid Strabo (808 -849), Abt des Benediktinerklosters, der als Vorbild dienende mittelalterlichen Kräutergarten, der “Hortulus“.  Sein in 444 Versen abgefasstes Lehr- und Preisgedicht “De cultura hortorum“ (Über den Gartenbau) beschreibt 23 Pflanzen, die Arbeit im Garten, ihre Mühen und Segnungen, sowie die Vorzüge und Wirkungen einzelner Kräuter-und Gemüsepflanzen.

Walahfrid Strabo hielt sich auch im Benediktinerkloster Fulda auf, lernte Hrabanus Maurus (780-856) und dortige Schriften über Pflanzenkunde kennen – und von Fulda kamen auch die Mönche des ersten Aureliusklosters von 830 in Hirsau.

Abt Wilhelms “Constitutiones Hirsaugienses“ aus dem Jahr 1085 berichten von den Tätigkeiten des „hortulano“, des Klostergärtners. Es solle „gejätet“ und „Unkräuter herausgerissen“ werden. Heilpflanzen sollen zudem „für die Kranken und Schwachen“ eingesetzt werden.

Auch Hildegard von Bingen (1098-1179), die mit dem späteren Abt Manegold von Hirsau über theologische und moralische Fragen in Briefwechsel stand, widmete sich in ihrem eigenen Kloster auf dem Rupertsberg intensiv der Heilkraft der Kräuter. Auch aus ihrem Arzneischatz findet sich im heutigen Kräutergarten St.Aurelius das ein oder andere Gewächs.

Das Kräutergarten-Projekt der Freunde Kloster Hirsau

Der heutige Kräutergarten wurde im Jahr 1996 angelegt. Auf Anregung von Klaus-Peter Hartmann entstand nach mehrjährigen Vorplanungen, beginnend mit einer Ausschreibung der VHS Calw auf der Suche nach interssierten Mitstreitern. Ein dafür geeignteter Platz zur Anlage eines solchen Kräutergartens wurde schließlich im ehemaligen Kreuzgarten des Aureliusklosters gefunden.

Mit technischer Unterstützung der Stadt Calw und in Absprache mit dem Staatlichen Denkmalamt wurde der Untergrund aus archäologischen Gründen nur bis auf maximal 30 cm Tiefe ausgehoben, die Beetfassungen in Holzbohlen ausgeführt und mit Erde gefüllt. Die Struktur der Beete mit Holzeinfassungen folgt dem traditionellen Schema und ist in ihrer Anordnung dem mittelalterlichen Garten des Walahfrid Strabo nachempfunden.

In 37 Beeten gibt es heute etwa 50 Pflanzensorten. So ist hier hinter der Aureliuskirche in Hirsau ein Kleinod entstanden, das mit dem Duft der Kräuter und farbigen Blüten verzaubert.

Das Kräutergarten-Team

Ein Team aus ehrenamtlichen Helfern des Vereins der Freunde Kloster Hirsau e.V. unter der organisatorischen Leitung von Hans-Martin Dittus betreut die laufenden Gartenarbeiten. Dazu gehören die Pflege der Beete, Auswahl und Erneuerung von Pflanzen und Ernte von Samen zur Weiterverwendung. Und nicht zuletzt das Gießen: An manch heißen Sommertag ist das Team wechselnd im Einsatz, um die Pflanzen mit Wasser zu versorgen. Die Gärtnerei der Stadt Calw unterstützt das Projekt zudem durch Pflege der Wege, Bereitstellung von Wasser, oder anderer technischer Hilfeleistungen.

Für die fachliche Beratung ist Frau Ortrud Grieb, Gartenbauingenieurin und Gärtnerin aus Leidenschaft, zuständig. Mit ihrer Erfahrung und ihrem großen Wissen leitet sie das Team im Umgang mit den Kräuterpflanzen an. So manches herausgerissene “ Unkraut“ entpuppt sich als wertvoll, wo zuviel ist, wird ausgeputzt, und die gemeinsamen Arbeitseinsätze lassen das Team am Ende des Tages zufrieden auf ihre Arbeit blicken. Im Herbst bildet ein gemeinsamer Gartentag den Abschluss des Gartenjahres.

Eine Besonderheit, außerhalb des Gartens auf der Wiese direkt hinter der Kreuzgangmauer gelegen, ist der vom Verein im Jahr 2014 angepflanzte Maulbeerbaum. Die schwarzen Früchte wurden schon bei Abt Wilhelm, frisch geerntet, auf dem Speisezettel der Mönche erwähnt. Im letzten Jahr wurde dort der Baumbestand durch weitere Obstbäume der Stadtgärtnerei Calw ergänzt.

Führungen im Hirsauer Kräutergarten können je nach Jahreszeit auf Anfrage gebucht werden.

Kontakt

Freunde Kloster Hirsau e.V. Geschäftsstelle
Ortsverwaltung Hirsau/Rathaus
Aureliusplatz 10
75365 Calw-Hirsau
Telefon: 07051-9675-0

E-Mail: mail(at)freunde-kloster-hirsau.de