Kloster St. Aurelius
Das Kloster erhielt seinen Namen vom Heiligen Aurelius von Riditio.
Dieser starb im Jahr 475 in Mailand. Von dort wurden seine sterblichen Überreste durch Bischof Noting von Vercelli um 830 nach Hirsau überführt. Dort befindet sich ein Teil der Reliquien noch heute, nachdem sie jedoch zwischenzeitlich eine Odyssee durch mehrere Stätten in Südwestdeutschland hinter sich gebracht haben.
Die Weihe der ersten Klosterkirche des Klosters Hirsau geht auf das Jahr 838 zurück. Sie verfiel um das Jahr 1000. Papst Leo IX. veranlasste den Wiederaufbau, der 1059 begann.
Das Aurelius-Kloster war der Ort des Wirkens von Abt Wilhelm. Von hier nahm die von ihm initiierte Reformbewegung ihren Ausgang. Dieses Wirken war so erfolgreich, dass das Aurelius-Kloster bald zu klein wurde.
Erfahren Sie hier mehr über die Geschichte von St. Aurelius.
Die erste Kirche für den Heiligen Aurelius
Im Codex Hirsaugiensis schrieben die Hirsauer Mönche die Gründungsgeschichte des ersten Aureliusklosters nieder. Sie berichten, dass …
Neubau der Aureliuskirche an gleicher Stelle
Papst Leo IX. (1049-1054), aus den Familien der Grafen von Egisheim und Dagsburg im Elsass abstammend, weilte im Herbst 1049 in Deutschland. …
Abt Wilhelm und die Klosterreform aus Cluny
Zum Nachfolger berief er den Mönch Wilhelm aus dem Regensburger Kloster St. Emmeram. Bereits hier wird deutlich, dass Wilhelm …
Die weitere Nutzung von St. Aurelius
Das Aureliuskloster wird formal zum Priorat herabgestuft. Über die Nutzung der Bauten in den folgenden Jahrhunderten ist wenig bekannt. Ein …
Teilabriss und Profanierung
Nach Einführung der Reformation in Württemberg 1534 diente die Aureliuskirche dem Forstverwalter …
Die Odyssee der Aurelius-Reliquien
Herzog Ulrich von Württemberg, der neue Eigentümer der Hirsauer Klöster nach der Reformation, gestattete …
Die Wiederweihe von St. Aurelius
Nach Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1954/55 wurde St. Aurelius am 30.10.1955 für die katholische Kirchengemeinde …
Die Baugeschichte von St. Aurelius
Die erste Abbildung zeigt den Grundriss der Kirche in den verschiedenen Bauphasen, wie er bei mehrere Grabungen …
Die erste Kirche für den Heiligen Aurelius
Der Heilige Aurelius war im 4. oder 5. Jahrhundert Bischof in Armenien. Der überlieferten Legende nach musste Bischof Dionysius von Mailand im Zuge der theologischen Auseinandersetzung mit den Arianern nach Armenien ins Exil gehen. Dort starb er, woraufhin Aurelius, mit dem er dort Freundschaft geschlossen hatte, sein Versprechen einlöste, dessen Leichnam nach Mailand zurückzubringen. In Mailand angekommen, starb nun auch Aurelius im selben Jahr.
Im Codex Hirsaugiensis schrieben die Hirsauer Mönche die Gründungsgeschichte des ersten Aureliusklosters nieder. Sie berichten, dass das Kloster von einem Grafen Erlafried, einem Vorfahren der Calwer Grafen, zur Regierungszeit Ludwigs des Frommen um das Jahr 830 gegründet worden war. In jener Zeit siedelten alemannische Adlige und ihre Untertanen jenseits der Alpen im Grenzgebiet zwischen der Lombardei und dem Piemont. So kam es, dass Noting, der Sohn des Grafen Erlafried, Bischof im norditalienischen Vercelli war. Er kam in den Besitz der ursprünglich in der Mailänder Dionysiuskirche bestatteten Gebeine des hl. Aurelius und brachte diese auf väterlichen Grund in den Schwarzwald.
Eine fundierte Untermauerung erhält der Bericht aus dem Codex durch eine Kirche in Norditalien: in den Hügeln des Monferrato, in der Gemeinde Gabiano, gibt es ebenfalls eine dem Heiligen Bischof Aurelius geweihte Kirche, die einzige weltweit neben Hirsau. Der Bau und das Patrozinium dieser Kirche stehen offensichtlich auch im Zusammenhang mit Bischof Noting, liegt doch Gabiano innerhalb der damaligen Grenzen der Diözese Vercelli. Das Wirken von Bischof Noting in dieser Region ist auch in einem anderen Zusammenhang überliefert. So berichten historische Quellen, dass er in Pontestura, einem Nachbarort von Gabiano, eine Brücke über den Po für sein Bistum in Besitz nahm. Im Jahr 840 verließ Noting Vercelli um Bischof in Verona zu werden, nur weitere vier Jahre später übernahm er das Bischofsamt in Brescia.
Dass das Gebiet um Vercelli in jener Zeit ein alemannischer Siedlungsschwerpunkt war, bezeugen die Namen der Ortsteile in deren Mitte die Kirche Sant´Aurelio liegt: sie heißen Zoalengo und Mincengo. Die Endung „-engo“ bei den Ortsnamen weist diese als alemannische Gründungen aus, entspricht sie doch dem südwestdeutschen „-ingen“. Nachdem man vor rund 20 Jahren die gemeinsamen historischen Wurzeln wiederentdeckt hat, pflegen der Verein Freunde Kloster Hirsau sowie die katholische Kirchengemeinde Hirsau einen freundschaftlichen Kontakt zur Gemeinde Gabiano.
Wie der Codex Hirsaugiensis berichtet, seien die Aurelius-Reliquien nach ihrer Ankunft in Hirsau zunächst in einem bereits bestehenden, dem hl. Nazarius geweihten Kirchlein aufbewahrt worden, später dann in der für den heiligen Aurelius errichteten Kirche. Diese war „nach Art der alten Kirchen ohne die Unterstützung von Säulen gebaut“. Früher gemachte Annahmen, es habe sich bereits um eine dreischiffige Basilika gehandelt, wurden inzwischen widerlegt. Die erste Kirche war einschiffig. Sie bestand aus einem rechteckigen Saal, an den sich nach Osten ein annähernd quadratischer Chorraum anschloss, der ungefähr um eine Mauerstärke gegenüber dem Hauptschiff eingezogen war. Hier befand sich das als Steinplattengrab ausgeführte Grab des Kirchenpatrons. Die bei Grabungen im 19. und 20. Jahrhundert gefundenen Grundmauern der ersten Kirche bestätigten die Angaben des Hirsauer Codex. Der Stifter Graf Erlafrid übereignete seinem Kloster Güter in Hirsau, Stammheim, Deckenpfronn, Gültstein, Maichingen, Döffingen, Münklingen und wohl auch in Merklingen.
Über das weitere Bestehen des ersten Aurelius-Klosters ist wenig bekannt. Spätestens um das Jahr 1000 ist das klösterliche Leben dort erloschen. Die Familie der einstigen Stifter hat den Besitz ihres Hausklosters wieder an sich gerissen, die Gebäude verfielen.
Neubau der Aureliuskirche an gleicher Stelle
Papst Leo IX. (1049-1054), aus den Familien der Grafen von Egisheim und Dagsburg im Elsass abstammend, weilte im Herbst 1049 in Deutschland. Nachdem er in Mainz eine Synode abgehalten hatte, besuchte er auf der Rückreise nach Italien seinen Neffen, den Grafen Adalbert II. von Calw. Dabei hörte er vom Verfall des Aureliusklosters. Wie eine der beiden Gründungslegenden des Codex Hirsaugiensis berichtet, suchte man nach den Gebeinen des Aurelius, zunächst allerdings erfolglos. Erst mit Hilfe eines Fachmanns, der mit seinen Söhnen aus Venetien gekommen war, entdeckte man durch den Widerhall der Hammerschläge eine kleine unterirdische Kammer, in der der Sarkophag mit den Gebeinen des Heiligen stand. Der Papst trug seinem Neffen auf, das Kloster wiederherzustellen. Sicherlich hat der Besuch nicht in jedem Detail so stattgefunden, wie es die legendenhafte Schilderung im Codex vorgibt. Den Mönchen war wichtig aufzuzeigen, dass es der Papst persönlich war, der den Wiederaufbau von St. Aurelius bei seinem Verwandten einforderte. Die jüngere Forschung tendiert dazu, den Besuch Leos gänzlich in Frage zu stellen. Das überlieferte Itinerar des Papstes in jenen Wochen war dicht gedrängt, aber gänzlich lässt sich der Besuch auf dessen Basis nicht ausschließen. So war er bis zum 29. Oktober 1049 in Mainz, vom 10. bis 21. November an verschiedenen Orten im Elsass, am 23. November auf der Reichenau und am 3. Dezember schließlich in Donauwörth.
Es sollten dann noch zehn Jahre vergehen, bis 1059 mit dem Bau der neuen Aureliuskirche begonnen wurde. Vorbereitend gründete Adalbert bereits im Jahr 1050 ein Doppelkloster an seiner bisherigen Residenz in Sindelfingen. Er stellte dem Konvent seine dortige Wohnstatt zur Verfügung, da zur gleichen Zeit sein neuer Familiensitz auf dem Calwer Schlossberg fertiggestellt war. Am 4. September 1071 wurde der Neubau von St. Aurelius geweiht. Bereits am 4. Dezember 1065 traf aus Einsiedeln Friedrich ein, der erste Abt des neuen Klosters, begleitet von einigen Mönchen. Graf Adalbert setzte Abt Friedrich jedoch nach nur dreijähriger Amtszeit 1069 wieder ab.
Abt Wilhelm und die Klosterreform von Cluny
Zum Nachfolger berief er den Mönch Wilhelm aus dem Regensburger Kloster St. Emmeram. Bereits hier wird deutlich, dass Wilhelm ganz eigene Vorstellungen von seiner Rolle als Klostervorstand verfolgte. Da er mit dem Vorgehen Adalberts gegen seinen Vorgänger Friedrich nicht einverstanden war, weigerte er sich, sich formal zum Abt weihen zu lassen, solange sein Vorgänger noch lebte.
Den nun folgenden Machtkampf zwischen Graf und Abt entschied Wilhelm klar für sich, als Adalbert 1075 zustimmte, das Kloster aus seiner Herrschaft abzugeben. Wilhelm ließ dies auch durch Papst Gregor VII. Und König Heinrich IV. bestätigen. Nach dem erfolgreichen Kampf gegen den Eigenklosterherrn stellte sich Wilhelm konsequenterweise in der Weltpolitik im gerade ausbrechenden Investiturstreit zwischen König und Papst entschlossen auf die Seite der geistlichen Macht. Hirsau wurde zum wichtigsten Vorposten der päpstlichen Partei jenseits der Alpen.
Einen entscheidenden Entwicklungsschub erhielt das Kloster, als Wilhelm 1079 mit seinen Constitutiones Hirsaugienses die strengen mönchischen Lebensgewohnheiten des burgundischen Klosters Cluny übernahm. Ein Jugendfreund Wilhelms aus seiner Zeit in St. Emmeram, Ulrich von Zell, war inzwischen Prior in Cluny geworden. In der Folge blühte das ehemals unbedeutende Eigenkloster eines Regionalfürsten nicht nur im Inneren auf; durch Neugründungen, die Übernahme der Hirsauer Reform durch bestehende Klöster und die Berufung von Hirsauer Mönchen auf Abts– und Bischofstühle entstand eine bedeutende Reformbewegung, deren räumliche Verbreitung zwischen dem Elsass und Pommern, dem Niederrhein und Friaul als Hirsauer Klosterlandschaft bezeichnet wird.
Weil aufgrund zahlreicher Eintritte der Platz im Aureliuskloster bald nicht mehr ausreichte, ließ Wilhelm auf der anderen Seite der Nagold ab 1082 ein größeres Kloster bauen. Der Kirchenpatron des neuen Klosters war nicht mehr Aurelius, sondern dies wurden– ganz gemäß der papsttreuen Positionierung Hirsaus – die römischen Patrone Petrus und Paulus. Die Klosterkirche wurde nach der Angabe im Codex Hirsaugiensis am 2. Mai 1091 geweiht. Wenige Wochen später starb Abt Wilhelm. Im darauffolgenden Jahr zog der Konvent dann unter Abt Gebhard von Urach ins neue Kloster auf der Anhöhe jenseits der Nagold.
Weitere Nutzung von St. Aurelius
Das Aureliuskloster wurde formal zum Priorat herabgestuft. Über die Nutzung der Bauten in den folgenden Jahrhunderten ist wenig bekannt. Ein Stiftungsbrief von 1468 berichtet von einer Erneuerung und der Wiederaufnahme der Gottesdienste, nachdem das Kloster viele Jahre lang wegen Baufälligkeit nicht mehr bewohnt und gottesdienstlich genutzt worden war. Wie der Hirsauer Chronist des 16. Jahrhunderts Johannes Trithemius in seinen Annales Hirsaugienses berichtet, waren diese Bemühungen nicht sehr nachhaltig: der Konvent ließ 1488 die Gebeine des heiligen Aurelius aus seinem Grab holen und „legte sie, damit sie in der großen Feuchtigkeit nicht gänzlich vermoderten, […] an einen trockeneren und würdevolleren Ort“ in der Peter-und Paul-Kirche.
Die äußere Gestalt der Aureliuskirche am Ende des 15. Jh. ist uns durch das Fragment einer Altartafel überliefert, die vermutlich um 1480 von Sebaldus Bopp geschaffen wurde. Das Bild wurde erst in den 1930er Jahren wiederentdeckt. Die Westfront der Kirche – auf der Abbildung rechts – wurde von zwei Türmen gebildet, zwischen denen sich eine kleine Vorhalle befand. Nach Osten schloss das Langhaus mit dem Mittelschiff und zwei Seitenschiffen von ungefähr halber Höhe an. Über der Kreuzung von Mittelschiff, Chor und Querhaus erhob sich ein Vierungsturm. Wie in der Romanik gebräuchlich, bildet der Grundriss der Kirche ein lateinisches Kreuz.
Teilabriss und Profanierung
Nach Einführung der Reformation in Württemberg 1534 diente die Aureliuskirche dem Forstverwalter als Scheune und Stall. Im November 1584 wurde begonnen, die Kirche abzubrechen. Dabei trug man das gesamte Mauerwerk östlich des Langhauses mit Ausnahme von Teilen der westlichen und nördlichen Wand des nördlichen Querhausarms bis auf das Fundament ab. Außerdem fielen dem Abriss der Obergaden des Mittelschiffs und die Türme zum Opfer. Selbst die Nord- und die Südwand des Langhauses wurden teilweise abgerissen, dann aber wieder aufgebaut, wobei man erneut Fensteröffnungen einbaute, die jedoch – zumindest auf der Südseite – in ihrer Größe, Positionierung und Symmetrie nicht mehr der Gliederung des Kirchenraums entsprachen. Das Tonnengewölbe in den Seitenschiffen wurde abgerissen und – wie auch im Hauptschiff – durch eine flache Holzdecke ersetzt. Der noch brauchbare Teil des Langhauses und der Turmstümpfe wurde mit einem einfachen Dach überdeckt, um den Raum als Scheune verwenden zu können. Dabei wurden die Ziegel aus dem Hochmittelalter wiederverwendet, um das neue Dach zu decken. Die Steine des abgebrochenen Teils der Aureliuskirche wurden zum Bau des Jagdschlosses der württembergischen Herzöge verwendet, der ein Jahr später begann. Das erklärt auch die romanischen Elemente in den Wänden des Jagdschlosses.
Das Bild aus dem Jahr 1692/93 zeigt aus südlicher Blickrichtung den Klosterbezirk von St. Aurelius kurz nach der Zerstörung des Peter-und Paul-Klosters durch die französischen Truppen. Die Schäden waren hier eher gering. Die östlichen Gebäudeteile der Kirche wie auch der davor gelegene Kreuzgang waren schon zuvor verschwunden. Vorne rechts ist der Viehhof zu erkennen, den Abt Bernhard von Gengenbach 1482 an Stelle des abgerissenen Konventgebäudes errichten ließ. Seit 1814 diente der Überrest der Aureliuskirche der Hirsauer Saffianleder-Fabrik als Magazin; später wurde das Gebäude unter anderem als Truppenquartier, Turnhalle, Festsaal und Garage genutzt.
Die Odyssee der Aurelius-Reliquien
Herzog Ulrich von Württemberg, der neue Eigentümer der Hirsauer Klöster nach der Reformation, gestattete 1557 seinem Jugendfreund Graf Wilhelm Werner von Zimmern, dass er die Reliquien des heiligen Aurelius in seine Burgkapelle in Herrenzimmern bei Rottweil übertragen durfte. Nach dem Aussterben der Herren von Zimmern erbte Gräfin Sibylle von Hohenzollern-Hechingen 1594 die Überreste des Heiligen und brachte sie in die Hechinger Schlosskapelle. 1690 schenkte Fürst Friedrich Wilhelm von Hohenzollern diese dem Kloster Zwiefalten. Von dort erfolgte nach vier Jahrhunderten die Rückführung eines Teils der Reliquien nach Hirsau.
Die Wiederweihe von St. Aurelius
Nach Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1954/55 wurde St. Aurelius am 30.10.1955 für die katholische Kirchengemeinde wieder als Kirche geweiht. Der heutige Kirchenraum beschränkt sich auf das ehemalige Langhaus. Die Stimmung in der Kirche wird durch die sechs mächtigen monolithischen Säulen geprägt, die den Raum in drei gleich hohe Schiffe teilen. Im Zuge der Restaurierung wurde die Altarwand durch den Bildhauer Otto Herbert Hajek neu gestaltet. Das Relief, das mit seiner Schlichtheit die Formen der romanischen Säulen aufnimmt, zeigt rechts oben Christus, der zwei Jünger aussendet. Links unten ist in Analogie Abt Wilhelm zu sehen, der einen Mönch aussendet, um den klösterlichen Reformgedanken in die Welt zu tragen. Hajek schuf ebenfalls den Altar, den Tabernakel und den Reliquienschrein. Die vom Ulmer Glasmaler Wilhelm Geyer neu geschaffenen Glasfenster zeigen auf der Nordseite Personen aus dem alten, auf der Südseite aus dem neuen Testament, dort ganz hinten den Kirchenpatron St. Aurelius.
Die Baugeschichte von St. Aurelius
Die erste Abbildung zeigt den Grundriss der Kirche in den verschiedenen Bauphasen, wie er bei mehrere Grabungen vorgefunden wurde. Die erste Grabung wurde 1876 durch Eduard Paulus durchgeführt. Dabei wurden die Fundamente der abgebrochenen östlichen Kirchenteile bereits größtenteils aufgedeckt. Der Hirsauer Pfarrer Karl Klaiber entdeckte bei seinen Grabungen in den Jahren 1891 bis 1895 die beiden Apsiden am Querhaus und Teile der Fundamente der ersten Kirche. Weitere Ausgrabungen erfolgten zwischen 1925 und 1989. Deren wichtiges Ergebnis war die Klärung des Ostabschlusses der ersten Kirche. Ein Stollen der zum Grab des Heiligen Aurelius führte wurde im in der Mitte des Chores gefunden. Nur kurze Zeit nach Fertigstellung der zweiten Kirche wurden nördlich und südlich des Presbyteriums Nebenräume angefügt, was wahrscheinlich mit der Einführung der cluniazensischen Gewohnheiten in Hirsau durch Abt Wilhelm ab den Jahr 1079 in Zusammenhang steht. Sie sollten neben der Funktion als Altarräume, wo unabhängig voneinander Messen gelesen werden konnten, auch Stätten der einsamen Andacht sein.
Die Architektur der Aureliuskirche war ursprünglich nicht von Cluny beeinflusst, vielmehr war sie fränkischer Abstammung. Die wichtigsten Einflüsse sind vom Rhein gekommen, insbesondere von der Klosterkirche Limburg an der Hardt. Diese Kirche entspricht weitgehend der Bauform von St. Aurelius, nicht jedoch in ihrer Dimension. Die Limburger Klosterkirche, zwanzig Jahre vor St. Aurelius auf einem Berg oberhalb von Bad Dürkheim errichtet, ist annähernd doppelt so groß. Auch verwandtschaftliche Beziehungen könnten bei der Übernahme der Bauform eine Rolle gespielt haben. Kloster Limburg war das Hauskloster der ursprünglich im Worms- und Speyergau residierenden Familie der Salier, die eng mit den Calwer Grafen verwandt war.
Das Mauerwerk des jetzigen Kirchenbaus fällt weitgehend in die Bauzeit der zweiten Kirche zwischen 1059 und 1071 und ist mit Ausnahme der Eckquader des Südturms genauso wie das Mauerwerk des Langhauses aus Kleinquadern gemauert. Dagegen bestehen am Nordturm die Außenwände ganz aus Großquadern, die erst in die erste Hälfte des 12. Jh. zu datieren sind. Dieser Unterschied in der Mauertechnik erklärt auch, wieso der Nordturm zusammen mit dem Westgiebel auf dem Stifterbild rotbraun, der Südturm hingegen wie die übrige Kirche jedoch weiß dargestellt sind. Offenbar war der aus roten Sandsteinquadern gemauerte Gebäudeteil im Gegensatz zum Kleinquadermauerwerk der restlichen Kirche unverputzt geblieben.
Außerhalb der Kirche gibt es nur noch auf der Südseite einige Grundmauern des ehemaligen Kreuzgangs, die daran erinnern, dass das Aurelius-Kloster auch aus anderen Gebäuden bestand. Ursprünglich gehörte dieser 33 Meter lange Mauerrest zum Ostflügel des Kreuzganges, dessen genaue Ausmaße erstmals durch archäologische Ausgrabungen im Jahr 2000 ermittelt werden konnten. Demnach erstreckte sich die Klausur auf einer Fläche von 44 x 36 Metern und schloss einen rechteckigen Innenhof ein.
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