Neues aus dem Verein

Nach 28 Jahren wieder in neuem Glanz: das restaurierte Christusfenster aus der Marienkapelle

Die Begeisterung für hohe Handwerkskunst und die Emotionen angesichts der langen Geschichte des Projekts prägten den diesjährigen Fachvortrag im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Vereins am 19.4.2024.

Andreas und Mechtild Linnenschmidt von der Kunstglaserei und Glasmalerei „Glas & Mosaik“ aus Baden-Baden berichteten sehr anschaulich und eindrucksvoll von der Restaurierung des Christusfensters aus der Marienkapelle des Klosters Hirsau.

Das Fenster wurde im Jahr 1896 im Chor der Marienkapelle als zentrales Fenster eingebaut. Dort begeisterte es bis zum Jahr 1970 die Besucherinnen und Besucher der Kapelle durch seine lebensechte und detailgetreue Darstellung sowie durch sein leuchtendes Farbenspiel.

Als man sich dann im Jahr 1970 für neue Chorfenster entschied, wurden die Alten kurzerhand ausgebaut. Dabei gingen einige zu Bruch und wurden entsorgt. Aber wenigstens das Christusfenster wurde – zwar recht unfachmännisch, jedoch immerhin – samt Bleiverglasung in handliche Stücke gefaltet und gebogen, das Resultat in eine schmale Kiste gedrückt, die durch diese Aktion unvermeidlichen Glassplitter und Bleibruchstücke aufgefegt und alles ebenfalls in die Kiste gekippt. Auf diese Weise für die Nachwelt gerettet, lagerte besagte Kiste bis zum Jahr 1996 auf dem Dachboden des Pfarrhauses.

An dieser Stelle nun beginnt der erfreuliche Teil der Geschichte. Denn der beeindruckende Vortrag von Andreas und Mechtild Linnenschmidt zeigte, dass dem Christusfenster in seinem beklagenswerten Zustand im Jahr 1996 nichts besseres zuteil werden konnte, als in die Hände dieser beiden Meister ihres Fachs zu gelangen. Mit schier unendlicher Geduld und Akribie, mit unglaublicher Liebe zum Detail, mit äußerster Vorsicht und allerhöchster Fachkenntnis über die geeigneten Materialien und Methoden erwachte der geschundene Christus Stück für Stück langsam, aber sicher, wieder zu neuem Leben. Eine Auferstehungsgeschichte der besonderen Art.

Größere, kleinere und kleinste Glasbruchstücke aus der Kiste wurden gesichtet, identifiziert, anhand alter Bilder zugeordnet, mühsam von hartnäckigem Schmutz befreit, puzzle-gleich auf Leuchttischen ausgebreitet und fehlende Teile durch die Hand des Meisters neu hergestellt. So wurde nach und nach alles wieder in neuem Glanz und alter Schönheit vereint.

Der ganze Prozess dauerte insgesamt sagenhafte 28 Jahre. Er war geprägt von Höhen und Tiefen, von Frust und Freude. So konnte zum Jubiläum „500 Jahre Marienkapelle“ im Jahr 2008 dann mit der Präsentation des restaurierten Christuskopfes ein erster Meilenstein gesetzt werden.

Weitere 16 Jahre später findet die Geschichte nun ihren krönenden Abschluss: fertig restauriert, in einen Spezialrahmen eingebracht und spektakulär hinterleuchtet begeistert es nun wieder die Besucherinnen und Besucher der Marienkapelle.

Der Verein Freunde Kloster Hirsau hat dieses Projekt mit einem vierstelligen Betrag mitfinanziert und darf zurecht stolz sein auf dieses Ergebnis.

Ein herzliches Dankeschön geht an alle an diesem Projekt Beteiligten, allen voran Andreas und Mechtild Linnenschmidt, Holger Probst als Vertreter des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Pforzheim sowie Brigitte Bernert vom Verein Freunde Kloster Hirsau.