Neues aus dem Verein

54. Fahrt "Auf Kloster Hirsaus Spuren" nach Böblingen und Blaubeuren am 11. Oktober 2025

Die 54. Jahresfahrt des Vereins führte am 11. Oktober 2025 nach Böblingen und Blaubeuren.
Die erste Station an diesem herrlichen Herbsttag war das Bauernkriegsmuseum in Böblingen. Dort erfuhren die Mitglieder und Freunde des Vereins von Lea Wegner, der Leiterin des Museums, vieles über den Bauernkrieg im Allgemeinen, aber auch über die speziellen Entwicklungen und Ereignisse in und um Böblingen vor 500 Jahren. In ihrem überaus lebendigen, kenntnisreichen und mitreißenden Vortrag entführte Frau Wegner die Gruppe in die Lebenswirklichkeit der Menschen – des sogenannten „gemeinen Mannes“ – zu Beginn des 16. Jahrhunderts. 

So machte sie deutlich, dass der Begriff „Bauernkrieg“ eigentlich falsch ist und nicht den tatsächlichen Beweggründen der Menschen entsprach. Es waren nämlich nicht nur Bauern, die „Krieg“ führten gegen „die Obrigkeit“, sondern auch Stadtmenschen, Handwerker und Leibeigene. Insofern sollte eher von „Aufständischen“ gesprochen werden, die mit ihrer jeweiligen Situation aus unterschiedlichen Gründen unzufrieden waren. So kam es zur größten Massenerhebung in der deutschen Geschichte.
Am Beispiel von verschiedenen Personen dieser Zeit, die in unterschiedlichen Situationen vom Aufstand betroffen waren, wurde deutlich, dass der Bauernkrieg sehr viele unterschiedliche Facetten hatte: so schloss beispielsweise Barbara von Weiler ein Schutzbündnis mit den Aufständischen, die bei der sogenannten Bluttat von Weinsberg ihren Mann und ihren Schwiegervater getötet hatten. Auch der Kuppinger Kaplan Jakob Engelfried beteiligte sich am Aufstand, musste aber wohl aufgrund seiner guten Kontakte das Herzogtum deswegen nicht verlassen. Der Dagersheimer Hauptmann Leonhard Schwarz fordert die Stadt Calw zur Beteiligung am Aufstand auf.
Insgesamt gesehen ging es den Aufständischen nicht um einen Umsturz oder Krieg, sondern um soziale und religiöse Reformen. Sie beriefen sich auf das „göttliche Recht“ und wollten auf diese Weise eine Verbesserung ihrer Situation erreichen. In Memmingen schrieben sie ihre Forderungen in 12 Artikeln auf – ein Manifest, das heute als ein Vorläufer von Menschen- und Grundrechtsforderungen gesehen wird. Der Aufstand wurde jedoch von den Truppen des Schwäbischen Bundes – ein Zusammenschluss von Fürsten, Adligen, Geistlichen und der Reichsstädte – blutig niedergeschlagen. Allein in der Schlacht bei Böblingen fielen über 3000 Aufständische, wohingegen auf Seiten des bis auf die Zähne bewaffneten Schwäbischen Bundes ganze 40 Soldaten ihr Leben ließen.

Frau Wegner hätte uns noch so viel mehr erzählen können, allein die Zeit drängte zum Aufbruch in Richtung des Bauernkriegsdenkmals, das Peter Lenk erschaffen hatte und das am Oberen See aufgestellt wurde. Es zeigt noch einmal auf die Lenk-typische provokante Art einige Aspekte des Bauernkriegs.

Nach der anschließenden Weiterfahrt nach Blaubeuren und Mittagessen im Hotel Ochsen stand mit der Besichtigung des Klosters der zweite Programmpunkt der Fahrt an. 

 Die Facts dazu in Kürze: 1085 von Hirsau aus gegründet, 1466–1501 weitgehend neu erbaut, nach der Reformation wurde Blaubeuren und das Kloster protestantisch, 1562 Auflösung des Konvents, Mitte des 16. Jahrhunderts wurde eine evangelische Klosterschule eingerichtet. Die Klosterschule besteht – mit Unterbrechungen – als evangelisch-theologisches Seminar bis heute.

Unsere beiden Führer – Gregorius I und Gregorius II als Mönche täuschend echt gestylt – führten sehr kenntnisreich und informativ durch das berühmte Badhaus und die Klosterkirche mit Flügelaltar und Chorgestühl. Der Flügelaltar aus dem Jahr 1494 kann zweimal geöffnet werden, bietet also insgesamt drei verschiedenen Ansichten: geschlossen zeigt er Szenen aus der Passion, ein mal geöffnet werden Stationen des Lebens des Kirchenpatrons Johannes des Täufers sichtbar und zwei mal geöffnet erscheinen mehr als lebensgroße geschnitzte Schreinfiguren, in der Mitte die Mutter Gottes auf der Mondsichel mit Jesuskind.

 

Ebenso sehenswert: das Chorgestühl von 1493, geschaffen von Jörg Syrlin d. J. aus der Ulmer Schule. 

Das Badhaus der Mönche aus dem Jahr 1510 wirkt auf den ersten Blick etwas deplatziert, war doch das Baden der Mönche in der ‚regula benedicti‘ sehr streng geregelt und nur an wenigen Tagen im Jahr erlaubt. Tatsächlich ist es das einzige Mönchsbad Deutschlands. Es beherbergt im ersten Stock ein opulentes Jagdzimmer und diente adligen Gästen der weltlichen Klosterherren als Gästehaus. Heute befindet sich darin das Blaubeurer Heimatmuseum.

Nach so viel fachlichem Input hatten sich alle einen Kaffee verdient, bevor die Heimreise nach Hirsau angetreten wurde.
Ein herzliches Dankeschön für die perfekte Vorbereitung, Organisation und Durchführung geht an das Organisationsteam um Brigitte Bernert. Alle werden diesen Tag in bester Erinnerung behalten.