Die Hirsauer Pfleghöfe

In den Pfleghöfen des Klosters Hirsau wurde das Klostereigentum verwaltet und auch der Zehnte eingezogen.
Auch wenn die meisten ursprünglichen Bauten heute nicht mehr existieren, so geben ihre Nachfolger doch heute noch Zeugnis von der wirtschaftlichen Bedeutung des Klosters Hirsau.

Aufgrund der weitreichenden reformatorischen Strahlkraft auf das mönchische Leben in ganz Mitteleuropa, gerät das wirtschaftliche Wirken und Gestalten des Hirsauer Klosters im Raum zwischen Schwarzwald und Neckar in den Hintergrund.
Der um das Jahr 1100 entstandene Hirsauer Codex gibt bereits einen umfassenden Überblick über die frühen Besitzerwerbungen des Klosters. Fast alle Orte, an denen später Pfleghöfe entstanden, sind dort bereits erwähnt.

Diese Pfleghöfe wurden an den Schwerpunkten des Klostereigentums eingerichtet, wo dann auch der Zehnte eingezogen wurde. Der Besitz bestand in der Regel aus Ländereien, landwirtschaftlichen Gütern, Mühlen, Kellereien und dergleichen, und war oft gepaart mit kirchlichen Rechten des Klosters an jenen Orten. Häufig lagen diese Pfleghöfe in Gegenden, wo Weinbau möglich war, und zwar nicht nur in heute bekannten Weinbauorten wie Heilbronn und Hessigheim, sondern auch in Regionen, wo nur im mittelalterlichen Klimaoptimum Weinbau möglich war, wie zum Beispiel in Leonberg, Neckartailfingen oder am südlichen Schönbuchrand.

Die profanen Bauten dieser Pfleghöfe aus dem Mittelalter sind weitgehend verschwunden oder durch Neubauten ersetzt worden. Allerdings ist der Name des Hirsauer Pfleghofs häufig auf die nachfolgenden Liegenschaften bis in die heutige Zeit übertragen worden, und so geben sie heute noch Zeugnis von der wirtschaftlichen Bedeutung des Reformklosters am Schwarzwaldrand.

Heilbronn

Der Besitz des Klosters Hirsau in Heilbronn war bedeutend. Die Calwer Grafen hatten ihn in Erbfolge von den Öhringer Grafen erhalten und an ihr Hauskloster übertragen. Er umfasste nicht nur Ländereien, sondern auch Anteile an Schifflände, Markt und Münze. Der Codex Hirsaugiensis berichtet auch von einem langen Streit um den Heilbronner Besitz zwischen dem Kloster und den Nachfahren im Calwer Grafenhaus.

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Hessigheim

Besitzungen in Hessigheim gelangten schon im frühen 12. Jahrhundert an das Hirsauer Kloster, auch die Ortskirche St. Stephan, die 1239 dem Kloster inkorporiert wurde. Bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts erwarb Hirsau noch den Fronhof (1417), den Bebenhäuser Hof (1488) und selbst noch Jahrzehnte nach der reformationsbedingten Auflösung des Mönchskonvents den größeren Teil des Murrhardter Hofes (1588). Diese Erwerbung fällt genau in die Zeit, als die württembergischen Herzöge ihr Jagdschloss in die Hirsauer Klosteranlagen bauten. Diese umfangreichen Güter und Einkünfte wurden von einer eigenen Pflege oder Kellerei verwaltet. Nach der Reformation wurden diese dem württembergischen Kirchenrat unterstellt. Das aus dem 15. Jahrhundert stammende Weingärtnerhaus, das einst die Hirsauer Pflege beherbergte, wird nach grundlegender Sanierung seit 1987 als Rathaus genutzt.

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Feuerbach

Vom Besitz des Klosters Hirsau in Feuerbach und Umgebung berichtet bereits der Codex Hirsaugiensis. Dieser wurde dem Kloster von seinem Stifter Graf Adalbert von Calw übereignet. Der Pfleghof ist aber auch Zeugnis von schlechten Zeiten im Hirsauer Kloster. Wegen drückender Schulden ist der Konvent im Jahr 1281 gezwungen seinen Besitz in Feuerbach an das Kloster Bebenhausen zu verkaufen. Seither heißt das Anwesen Bebenhäuser Hof.

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Ditzingen

Das Kloster Hirsau hatte in Ditzingen und Umgebung umfangreichen Besitz einschließlich der Kirchenherrschaft über die Konstanzer Kirche, die 1399 inkorporiert wurde. Die Hirsauer Mönche waren auch die Bauherren, als Ende des 15. Jahrhunderts die Konstanzer Kirche neu errichtet wurde. 1444 erwarb das Kloster das Anwesen der ehemaligen Ditzinger Ortsherrschaft und ließ dort eine Zehntscheune errichten. Der Zuständigkeitsbereich der Hirsauer Pflege umfasste auch den Besitz in Gebersheim, Hirschlanden, Hedelfingen, Botnang und Gerlingen. Das Gebäude wurde jüngst zu einem Wohnhaus umgebaut.

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Eltingen

Zu Beginn des 12. Jahrhunderts erhielt das Kloster Hirsau von verschiedenen Adelsfamilien Schenkungen in Eltingen. 1248 wird auf Eltinger Markung die Stadt Leonberg gegründet. Bereits 1318 wie auch 1352 im nahegelegenen Warmbronn sah sich Hirsau gezwungen seinen gesamten Besitz an Württemberg verkaufen. Der heute noch erhaltene Fronhof wird „Kloster“ genannt, obwohl er dies nie war. Vielmehr erinnert der Name an die historischen Besitzrechte des Klosters Hirsau in Eltingen.

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Warmbronn

Bereits um 1100, so berichtet der Codex Hirsaugiensis, ertauschte sich das Kloster Hirsau zehn Huben in „Warmbrunnen“. Später gehörte der gesamte Ort Warmbronn dem Kloster Hirsau. Die erste Kirche im Ort wird auch vom Hirsauer Kloster errichtet. Der Hirsauer Hof, einst Keimzelle des Dorfs, ist heute noch ein ortsbildprägendes Gebäude.

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Der ehemalige Pfleghof in Weil der Stadt

Weil der Stadt

Der Hirsau am nächsten gelegene Pfleghof war der in Weil der Stadt. Bereits im Hirsauer Codex wird zahlreicher Besitz in und um Weil der Stadt aufgelistet. Dieser wurde bereits um 1060 von Graf Adalbert von Calw dem Kloster übereignet. Auch nach der Reformation hatte der Pfleghof noch Bestand. Da die Stadt katholisch blieb, war der Hirsauer Pfleger über lange Zeit der einzige Protestant in der Stadt. Das Gebäude des Pfleghofs, Zeuge historischer Besitz- und Herrschaftsstrukturen in der Stadt , steht heute noch in der Kellereigasse 6. Im Kern stammt es aus dem 15. Jahrhundert, nach dem Stadtbrand 1648 wurde es wieder aufgebaut. Die nördlich angrenzenden Ökonomiegebäude wurden 1982 abgebrochen.

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Herrenberg

In Herrenberg unterhielt das Kloster Hirsau an zwei verschiedenen Adressen einen Pfleghof. Bereits Ende des 14. Jahrhunderts in der Tübinger Straße 22. Das nach dem Stadtbrand 1635 an gleicher Stelle erbaute Haus beherbergt heute ein Gaststätte. Im 15. Jahrhundert erwarb Hirsau zwei Anwesen in der Schuhgasse. Die heutigen Gebäude dort sind ebenfalls Nachfolgebauten aus dem 17. Jahrhundert. Zum Hirsauer Pfleghof gehörte außerdem eine Scheune außerhalb der Stadtmauer.

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Gültstein

Der Ort Gültstein wird erstmalig bereits im Lorscher Codex im 8. Jahrhundert erwähnt. Vielleicht sind Besitzrechte in Gültstein bereits mit dem ersten Kloster an Hirsau gelangt. Später kamen zahlreiche Schenkungen hinzu, so dass dort ein eigener Pfleghof errichtet wurde. Insbesondere der Weinbau am Schönbuchrand war für die Mönche von Interesse. Um diesen auszubauen wurde die Kolonie Mönchberg gegründet. Im von König Heinrich IV. 1075 ausgestellten Hirsauer Formular, wurde das Besitzrecht der Weinberge in Gültstein ausdrücklich bestätigt.

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Neckartailfingen

Bereits um 1090 schenkten die Grafen von Achalm Güter und einen Anteil an der Kirche von Neckartailfingen an das Hirsauer Kloster. Die Mönche begannen auch gleich dort eine Kirche zu bauen, diese wurde 1111 fertiggestellt. Mit ihren Säulen und Würfelkapitellen ist sie ein typischer Vertreter der Hirsauer Bauschule. Erst 1515 verkaufte das Kloster seinen Besitz an die Gemeinde gegen jährliche Abgaben. Der Pfarrsprengel und damit auch die Zuständigkeit des Pfleghofs umfasste auch Nachbargemeinden wie Grötzingen, Schlaitdorf, Häslach und Altdorf.

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Stupferich

Stupferich, dessen Name auf einen „Stutenpferch“ zurückgeht, wird bereits um 1100 im Codex Hirsaugiensis erwähnt, als Graf Reginbodo von Malsch dem Kloster Hirsau die Kirche und weitere Besitzungen überträgt. Die Grafen von Malsch waren wie das Kloster Hirsau während des Investiturstreits Anhänger der päpstlichen Partei. Das Patronatsrecht über die Kirche in Stupferich bleibt bis zur Reformation beim Kloster Hirsau.

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Kontakt

Freunde Kloster Hirsau e.V. Geschäftsstelle
Ortsverwaltung Hirsau/Rathaus
Aureliusplatz 10
75365 Calw-Hirsau
Telefon: 07051-9675-0

E-Mail: mail(at)freunde-kloster-hirsau.de